In einem dramatischen Finale verlor der EHC Kandersteg gegen die Spitzenmannschaft aus Mühleturnen mit 3:4 Toren.
Erste Führung
Die Kandersteger stiegen bis in die Zehenspitzen motiviert in die Partie gegen den Zweitplatzierten. Taktisch gut eingestellt und mit dem nötigen Biss forderten sie dem Gegner von Beginn weg alles ab. Zudem war ihr Torhüter Grégory Steiner in überragender Form. Bereits die erste Strafe gegen die Gäste festigte den Eindruck. Topskorer Lars Zurbrügg vollendete die schöne Kombination der Linie um Ex-Mühleturner Loretan mit einem Hockeckschuss. Die erste Führung der aktuellen Saison wurde Tatsache. Leider konnten auch die Mühleturner ihre erste Überzahl souverän ausnutzen. Dies änderte nichts an der guten Leistung der Einheimischen und dem ausgeglichenen Spiel.
Herz gegen Finesse
Das zweite Drittel mit den langen Wechselwegen war auch schon ein Knackpunkt im Spiel der Gastgeber. Doch auch dies funktionierte an diesem Abend besser. Was sie an Finesse nicht mit den Aaretaler mithalten konnten, kompensierten sie mit viel Herzblut und Einsatz. Leider konnten sie ihre Emotionen nicht immer genügend zügeln und kassierten so einige unnötige Strafen. Trotzdem konnten sie im zweiten Drittel die Führung der Gäste ausgleichen und mit einem gefühlt positiven Unentschieden in die zweite Pause gehen.
Hockey-Götter
Zu Beginn des letzten Drittels konnten die Kandersteger erneut vorlegen. Wieder war es Zurbrügg, der die Lücke beim gegnerischen Torhüter fand. Nun folgte eine Reihe von Strafen, die den Rhythmus des Spiels veränderten. Keine Mannschaft konnte davon profitieren, doch die Gastgeber – die auch aufgrund des Saisonverlaufs verunsichert sind – verloren ein wenig den Pfad ihres Gameplans. Sie waren weniger kompakt und trugen weniger Sorge zum Puck. Daraus resultierte ein Konter der Mühleturner, den sie nach der darauffolgenden Unordnung in der Offensiv-Zone eiskalt ausnutzten. Die Gastgeber konnten sich nicht mehr stabilisieren und die Hockey-Götter schienen ihnen auch nicht hold. Jedenfalls nahm die Umklammerung zu, konnten sich immer weniger lösen und nahmen zu viele Bullys in ihrer Zone. Eines führten die Gäste perfekt aus und konnten so den Führungstreffer erzielen. Darauf hatten die Kandersteger keine Antwort mehr, die tiefe Enttäuschung war greifbar.
Wie weiter
Unbestritten war dies das beste Spiel der Kandertaler. Diesen Match hätten sie in der vergangenen Saison ziemlich sicher über die Zeit gerettet. Nicht weil sie eine bessere Mannschaft waren. Mehr weil sie über zu weite Strecken der aktuellen Spielzeit nicht an ihre Grenzen gingen und somit ihr Glück nicht erzwangen. Darunter leidet automatisch das Selbstvertrauen, was in so engen Spielen von entscheidender Bedeutung ist. Nun ist nicht jede gegnerische Mannschaft so abgeklärt und versiert wie die Mühleturner. Können die Kandersteger die gezeigte Leistung und Intensität in den nächsten Spielen beibehalten, die Anzahl dummen Strafen reduzieren und die kleinen Details noch verbessern, werden sich die Erfolgserlebnisse einstellen.
Andreas Josi
EHC Kandersteg
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